Obwohl ich in meiner Zeit hier in Japan bereits recht viel gereist und wahrscheinlich mehr herumgekommen bin, als es viele Japaner tun, muss ich wohl trotzdem die Tatsache akzeptieren, bisher nur einen kleinen Teil des Landes gesehen zu haben. Japan mag im internationalen Vergleich nicht unbedingt zu den größeren Ländern unseres Planeten gehören, aber trotzdem gibt es hier eine ganze Menge zu sehen und zu entdecken, was oft unterschiedlicher gar nicht sein kann.
Die großen, bunten Städte, in denen die Moderne der Gegenwart immer einen Schritt voraus zu sein scheint, bieten einen starken Kontrast zu den vielen ruhigen und besinnlichen Tempeln und Schreinen, die man im ganzen Land findet. Aber auch bei den größeren Tempeln und Schreinen kann es in der letzten Zeit recht voll werden, Japan ist populär und das zeigt sich besonders bei den Zahlen der internationalen Besucher.
Aber man kann den Touristengruppen immer noch leicht entkommen, zum Glück ist das Land dann doch viel größer, als es auf der Karte den Anschein hat. Besonders im Norden und auch in der Mitte ist man schnell abseits der populären Reiserouten und es überwiegt die Natur, sodass man auf einmal ganz weit weg ist von all dem Stress der lauten Metropolen. Die meisten Reisenden konzentrieren sich auf wenige bekannte Ziele, wo es dann eben ziemlich voll und eng werden kann. Aber wer es wagt, sich dem Japan zu nähern, welches nicht in jedem Reiseführer angepriesen wird, wird dafür mit ganz besonderen Eindrücken und Bildern belohnt, die einen oft viel näher an die eigentliche Seele des Landes führen.
Japan ist nicht überall laut, bunt und neu und dabei dann auch noch geschichtsverliebt. An manchen Orten scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und man bekommt den Eindruck, als würde die Zukunft hierum einen großen Bogen machen. Besonders auf dem Land ist die moderne Gegenwart oft weit weg und man bekommt schnell einen Eindruck dafür, dass das Leben hier nicht immer nur leicht und angenehm sein mag, sondern manchmal auch anstrengend und herausfordernd. Die Moderne hat Japan an vielen Stellen bereits überholt und nun man hier aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren.
Und dann gibt es Orte, dort vermischt sich alles und man bekommt einen interessanten Mix präsentiert, der aber wahrscheinlich das Land genau so widerspiegelt, wie es eigentlich ist. Wie zum Beispiel am "Lake Nojiri" (Nojiriko – 野尻湖) , einem im Norden der Nagano Präfektur gelegenen Gletschersee, der vor etwas 70.000 Jahren durch einen Vulkanausbruch entstanden ist.
Die Gegend um den Nojiriko hat einen recht altmodischen, rustikalen Charme und ist dabei auch ein doch malerisches Reiseziel mit natürlicher Schönheit und reicher Kulturgeschichte. Der See ist von grünen Wäldern, sanften Hügeln und kleinen Ortschaften Dörfern umgeben und bietet eine gute Möglichkeit, dem hektischen Stadtleben zu entkommen.
Ein Blick auf das zweite Bild mit diesen schon etwas in die Jahre gekommenen Tretbooten macht diesen altmodischen Charme sehr deutlich, den ich in Japan schon an so vielen Orten entdeckt habe. Wer am Tag zuvor durch die Hochhausschluchten Tokios gewandert ist, wird sich nun wundern, wo auf einmal das moderne Japan hin ist, von dem einem immer wieder erzählt wurde.
Wie gesagt, Japan kann manchmal auch anders. Und das dann oft ganz anders, als man es eigentlich erwartet hätte.
Hier um den Nojiriko ist vieles eben nicht mehr neu und man sieht an vielen Stellen den Zahn der Zeit nagen. Die Zeiten haben sich wohl auch hier sehr geändert und die große Popularität, die diese Gegend früher einmal erfahren hatte, ist vorbei. Und damit fehlen dann eben auch die finanziellen Mittel, um alles hier richtig in Schuss zu halten.
Alt neben Neu, Schick neben Kaputt - diesem Gegensatz begegnet man in Japan oft, nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten. Wahrscheinlich wird dieser Gegensatz in der Zukunft sogar noch größer und sichtbarer werden, da die Boomzeiten hier im Reich der aufgehenden Sonne schon eine Weile zurückliegen und nun andere Regionen unseres Planeten dabei sind, Japan den Rang abzulaufen. Aber so ist eben der Lauf der Zeit, den man auch in Japan nicht aufhalten kann und ihm oft auch nicht viel entgegenzusetzen hat.
Aber Japan schafft es zum Glück noch recht oft zu punkten und den Besucher in seinen Bann zu setzen. Dabei helfen vor allem eher besinnliche Orte wie Schreine und Tempel. Ein gutes Beispiel ist dann eben dieser Schrein auf der anderen Seite des Sees, vor dem gut von weiten sichtbar ein rotes Toori steht. Diese markanten Tore findet man vor fast allen Schreinen und sie sind für mich zu einem ganz besonderes Symbol dieses Landes geworden.
Ach ja, Nojiriko hat noch etwas ganz Besonderes zu bieten, und zwar Elefanten. Jawohl, richtig gehört. In früheren Zeiten sind durch die japanischen Wälder Elefanten stolziert, aber leider sind diese vor rund 24.000 Jahren ausgestorben. Der wissenschaftliche Name diese Elefantenart war Palaeoloxodon naumanni, oder auch Naumann Elefant. Der deutsche Geologe Heinrich Edmund Naumann beschrieb Ende des 19. Jahrhunderts als Erster Überreste dieser Art, worauf man diese dann später nach ihm benannte.
Echte Elefanten gibt es hier wie gesagt leider nicht mehr zu sehen, aber es gibt zumindest ein Elefantenmuseum, in dem es Fossile dieser Elefanten als auch von anderen Tierarten zu sehen gibt, die früher durch die Wälder des japanischen Inselreiches stromerten. Die Tierwelt Japans war vor vielen Tausend Jahren wohl bedeutend diversifizierter, als sie es heute ist.
Wie ihr seht, hat die Gegend um den Nojiriko-See dem Besucher einiges zu bieten. Letztendlich ist es auch diese relaxte, wie erwähnt rustikale Atmosphäre, die diesen Flecken Japans interessant macht. Wer ein wenig entspannen und dabei dem Herzen des Landes ganz nahekommen will, ist hier am Nojiriko-See also genau richtig....