Es hat gebebt - Ein heftiger Paukenschlag zum Jahresbeginn 👹🍣🎎 Mein Japan

So hatte ich mir den Jahresanfang nun wirklich nicht vorgestellt. Nachdem der erste Januar eher ruhig und entspannt begonnen hatte, waren wir am Nachmittag noch auf einen kleinen Spaziergang raus. Als wir ganz genau die Hälfte der geplanten Runde gelaufen waren, ging es plötzlich los. Wie immer ganz unerwartet und überraschend, begann es auf einmal zu wackeln. Erdbeben!

Bisher hatte ich Erdbeben nur innerhalb von Gebäuden erlebt und eigentlich angenommen, dass man diese im Freien eher wenig spürt. Aber an diesem Tag wurde wohl nicht nur ich eines Besseren belehrt. So heftig wie die Erde um uns herum gezittert hatte, hatte ich es bisher noch nie erlebt und da war ich wohl nicht der Einzige.

Gleich zu Beginn des Bebens hatten unsere Smartphones ihre Erdbebenwarnung losgelasen, und im Anschluss gingen dann auch in der Stadt einige Sirenen an. Auch wenn ich das Ganze eigentlich eher entspannt wegstecken wollte, war daran noch nicht so denken. Aufgrund der anschließenden Tsunamiwarnung konnten wir noch nicht nach Hause, sondern haben den für diesen Fall vorgesehenden Evakuierungsort aufgesucht, welche in einem nahegelegenden Hochhaus war. Dort durften wir im 6 Stock ausharren und mit einigen anderen Familien zusammen darauf warten, wieder nach Hause zu können. Aus dem Smartphone eines Familienvaters schien andauern ein Reporter die gleichen Befehle zu schreien. "Nigette kudasai" - Flüchten Sie! Aufgrund des befürchteten Tsunamis sollten sich alle an höhergelegene Orte begeben und auf keinen Fall an den Strand gehen.

Gut, das Meer war nur ein paar Kilometer Luftlinie von uns weg, und daher war es wohl keine schlechte Idee, für eine Weile abzuwarten, wie sich die Lage entwickeln würde. Insbesondere wenn man noch die Bilder von der Tsunamikatastrophe des Jahres 2011 in Erinnerung hatte, welche im Nordosten Japans für große Zerstörungen gesorgt hatte. Glücklicherweise ist es dazu diesmal nicht gekommen und nach rund 90 Minuten hatte ich dann entschieden, für mein kleines Team selber Entwarnung zu geben und nach Hause zu gehen. Ich war äußerst nervös, was uns dort erwarten würde, denn erdbebensicher ist das alte Haus, in dem wir wohnen, auf keinen Fall. Aber zu meiner Überraschung war fast alles in bester Ordnung, bis auf einige wenige Sachen, die auf dem Boden lagen.

Es gab zwar einige Huckeleien mit dem Gas, und auch mit dem Wasserdruck, welche an jenem Abend äußerst niedrig blieb. Aber wir konnten den Tag dann doch ohne Probleme ausklingen lassen, obwohl uns natürlich die Erlebnisse des Nachmittags nicht wirklich zur Ruhe kommen ließen. Ich würde mich freuen, wenn es bei diesem einen großen Beben bleiben würde.

Natürlich waren die öffentlichen, privaten und sozialen Medien voll mit immer den gleichen Nachrichten und es war dann wohl besser, sich davon etwas zurückzuziehen. Das Jahr des Drachen hatte für uns mit einem Paukenschlag begonnen, und hier an der japanischen Westküste wurden wir sehr schnell wieder zurück in den Alltag gehohlt. Der Drache hat gefaucht und die Erde hat gewackelt. Und wir haben uns alle einmal richtig gefürcht. Dabei darf es dann aber bitte bleiben, damit wir uns alle angenehmeren Sachen zuwenden und dieses Jahr zu einem guten machen können. Ich drücke uns allen die Daumen!

Dieser auf dem Boden liegende Hut war ein stummer Zeuge der heutigen Wackeleien