Der Wiener Jugendstil ist ein Phänomen der Wiener Moderne, die das Kulturleben an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und vereint als Phänomen gemeinsame Tendenzen und Einflüsse von Literaten/Innen, Künstler/Innen und Architekt/Innen während dieser Zeit bezeichnet. Es war ein höchst heterogenes Konzept. Sigmund Freuds Psychoanalyse und seine Untersuchungen zum Unterbewusstsein, die Propagierung einer neuen Architektur durch Otto Wagner und Joseph Maria Olbrich oder Adolf Loos (Modernist), welche den Ringstraßen Stil ablösen sollte, wirkte ebenso auf die Entwicklung des Kunststils ein, wie die dekadente Literatur von Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler. Für die Vertreter/Innen der Kunstepoche Jugendstil stehen die zahllosen Verflechtungen mit dem kulturellen Leben anderer Länder und die mannigfachen Verbindungen zu Literatur, zu darstellender Kunst und Musik. Der Wiener Jugendstil ist eng mit der Gründung und der Geschichte der Wiener Secession und der Wiener Werkstätten verbunden.
Die neue bürgerliche Dekadenz reagiert auf den Verfall alter monarchischer Strukturen. Sex, Tod, Psychoanalyse und Vergänglichkeit spielen eine wichtige Rolle in der Dekadenz.
Der Wiener Jugendstil entwickelt sich ab 1897. Es war das Gründungsjahr der Künstlergruppe Wiener Secession und deren Zeitschrift Ver Sacrum. Der Maler Gustav Klimt wurde der erste Präsident der Vereinigung, unter den Gründungsmitgliedern waren die Maler Kolo Moser und Carl Moll sowie die Architekten Josef Hoffmann und Joseph Maria Olbrich. Die neue Künstleravantgarde verstand sich als Abspaltung gegenüber dem Stil des Historismus, wie er in der Akademie gelehrt und im Künstlerhaus ausgestellt wurde.
Wahlspruch der Secession: Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit (von Ludwig Hevesi).