Eine weitere Woche ist fast vorbei und der heutige Tag war angenehm relaxed und ruhig. Nach bisschen sauber machen konnte ich mich sogar mit der Kleinen ein wenig hinlegen. Jetzt mampft sie ihre Nachmittagssnacks und ganz soviel habe ich heute auch nicht mehr zu dann. Passt doch!
Wenn ich sie so neben mir sehe, bin ich wieder voll da und denke, was denn das Beste für mich und meine Mädels wäre. Ich lebe nun schon seit einigen Jahren hier in Japan und habe mich an die täglichen Herausforderungen gewöhnt, die mich hinter jeder Ecke erwarten. Ich mag mein Leben hier, und obwohl mir auch vieles nicht passt, fühlt es sich immer noch aufregend und frisch an.
Aber ist das hier wirklich der Ort für meine Tochter um aufzuwachsen? Japan hat viele Vorteile, die Kriminalität ist super niedrig und alles ist ziemlich sicher und organisiert. Aber nichts ist perfekt, und die Aussichten für das östlichste Land der Welt sind im Moment nicht die besten. Die Gesellschaft altert schnell, und es fühlt sich an, als würde man sich auf einen großen Schritt zu konservativeren und egoistischeren Zeiten vorbereiten.
Japan basiert auf Gleichförmigkeit, das Individuum hat seinen Platz in der Gruppe zu finden und zu akzeptieren. Kein einfacher Ort für Menschen, die versuchen, ihren eigenen Weg zu finden und sich nicht für das Wohl einer Nation opfern wollen.
Will ich, dass meine Tochter ein gehorsamer Roboter wird? Diese Frage braucht man nicht zu beantworten! Alles, was ich mir wünsche, ist, dass sie sie selber sein und ein freier Mensch werden kann. Dass sie alles ausprobiert und herausfordert, all die Grenzen austestet, die sich ihr auf ihrem Weg nach oben entgegen stellen werden.
Wäre es nicht toll, wenn unsere Kinder all die Mauern einreißen könnten, die physischen und die in unseren Köpfen? Wenn sie ein Leben ohne Vorurteile, Einschränkungen und Angst führen könnten? Ohne Grenzen und Beschränkungen, nur sich selbst gegenüber verantwortlich, aber im vollen Bewusstsein, dass die eigene Freiheit niemals die Freiheit eines anderen beeinträchtigen darf?
Es liegt an mir, ihr die richtige Umgebung zu bieten, um groß und auch stark zu werden und so bunt und hell wie möglich zu leuchten.
Also auf geht's!
Ich baue ein Wunderland, wo nichts unmöglich ist. In unseren Schulen wird das Träumen eine der ersten Lektionen sein und jeder, ob jung oder alt, wird dazu ermutigt, so oft wie möglich teilzunehmen.
Jawohl ein Wunderland, indem jeder motiviert wird, so hoch wie möglich zu fliegen.
Und auch wenn der Horizont noch so unerreichbar erscheint, in unseren Gedanken dürfen wir sogar noch weiter darüber hinaus zielen.
Meinen Kindern habe ich gar nichts vorgegeben, außer dem was ich selbst vorgelebt habe. So konnten sie sich entwickeln, wie das Schicksal sie führte und ich muss sagen, jedes Kind ist zu einer angstfreien, ausgesprochen angenehmen Person gewachsen, die man immer wieder gerne trifft. Zu meinem Erziehungsstil gehörte, so wenig wie möglich zu erziehen. Das hat, in Zusammenarbeit mit meiner Frau verdammt gut geklappt. Sie sind unangepasst, subversiv und außerordentlich empathisch. Das Unangepasste haben sie wohl von mir. Das Empathische kommt natürlich von der Mutter und das Subversive wohnt beiden Elternteilen inne. Ich kann dir nur raten, dir nicht allzu viele Gedanken zu machen. Lass dein Leben ganz nach deinem Gusto laufen und die Kinder tun sowieso, was immer sie tun wollen. Solange sie damit keinen Schaden anrichten, halte dich raus. Kinder sind eine Wundertüte, in der viel mehr steckt, als du dir überhaupt vorstellen kannst.
Ich freue mich, dass es mit deinen Kinder so gut "geklappt" hat. Genau so erhoffe ich es mir auch. Nur ist natürlich der gesellschaftliche Hintergrund schon bestimmend, gerade für uns Bürger aus den NFL ist das ganz offensichtlich. Und hier in Japan wird "aus der Reihe tanzen" nicht gerade toleriert und Anpasen großgeschrieben. Deshalb überlegen wir ja, wo es letztendlich für uns alle am Besten wäre. Deutschland wäre immer eine Option, gerade auch des Visums wegen, und Dank der EU könnten wir uns ja auch noch in halb Europa niederlassen. Ein kleine wenig Zeit haben wir zum Glück noch, bis das entschieden werden muss und noch sind die Kinder klein genug, um jedwegiges Theater um sie herum noch ausblenden zu können. Genau in diese Welt würde ich auch gerne mal wieder zurückkehren, einfach mal für eine Auszeit!
Da stehen wichtige Entscheidungen an, denen viele Fragen zugrunde liegen. Für dich selbst hast du offenbar schon Antworten gefunden und Theater, an sich, ist ja auch erstmal was Kreatives. Alles Gute.
Danke! Ich werde auf jeden Fall in der einen oder anderen Art berichten
Ja, das ist wirklich eine schwere Entscheidung.
Ich war schon an vielen schönen Orten in vielen verschiedenen Ländern.
Als ich jünger war wollten wir immer auswandern, aber es ist ein Unterschied, ob man reist oder sich niederläßt.
Da hätte sich zuerst mal die Jobfrage gestellt und dann muß man sich Gedanken machen, ob man in dem Land leben möchte.
Wir sind in Deutschland geblieben und fast jedes Jahr 5 bis 7 Wochen gereist...
Ich bin froh, vor einigen Jahren den Schritt geschafft zu haben. Und wie erwartet, war es woanders wunderbar aber natürlich ist auch nicht alles besser wie in der Heimat. Wenn ich alleine wäre, würde ich wahrscheinlich hier bleiben, aber meine Bedürfnisse müssen jetzt wohl erst einmal wieder ganz hinten anstehen. Die Frage nach dem Geld steht natürlich auch hier wieder im Vordergrund, gerade jetzt, wo ich ganz andere Verantwortungen habe. Aber trotz allem bin ich mir sicher, dass wir auch in der Zukunft gemeinsam stark sein werden, wo immer es uns auch hinverschlagen wird.
Und Deutschland ist auch jetzt immer noch eine gute Adresse!