Ein Stück vom Kuchen

Keiner bleibt gerne außen vor, und jeder möchte doch irgendwo dazugehören. Die eigene Gruppe mag mal größer und mal kleiner sein, aber doch ist sie am Ende für uns ziemlich wichtig. Manchmal sogar überlebenswichtig, denn nicht alles im Leben schafft man, ganz alleine zu bewältigen. Wer sich einen Platz am Feuer ergattert hat, gibt diesen nur ungerne wieder auf und wieder her. Hier wo es warm und gemütlich ist, bekommt man oft die Bestätigung, die man braucht und sich so erhofft hat.

Und auch wenn es an die Verteilung der Beute gibt, möchte man nur ungerne als letzter in der Reihe stehen, und am Ende vielleicht sogar noch leer ausgehen. Wer weiß, wann es das nächste Mal etwas zu verteilen gibt, und wie lange man darauf warten muss, um auch selber wieder etwas abzubekommen. Die Zeiten sind hart und die Ressourcen sind knapp. Und das ist nicht nur in der letzten Zeit so, sondern das gilt auch für den größen Teil der menschlichen Geschichte, welche man wohl ja doch als Erfolgsstory bezeichnen kann. Vielleicht nicht für jeden Einzelnen, aber doch für die Menschheit als Gesamtheit, hat sich diese doch auf Grund ihrer Fähigkeit und ihres Verhalten zur beherrschenen Spezies unseres Planeten herausgebildet. Und einer der Gründe mag gewesen sein, dass man halt zugegriffen hat, wenn sich einem etwas angeboten hatte.

Bescheidenheit mag eine Zier sein, aber mit dieser gewinnt man hat nicht den großen Wettkampf, der im Leben herrscht. "Survival of the fittest" - laut Darwin Das Überleben der Passendsten, macht denjenigen zum Sieger, der sich am besten an seine Lebensbedingungen anpassen kann. Der Volksmund hat daraus gemacht, dass der Stärkste überlebt, was letztendlich eine nicht ungelungene Auslegung der Erkenntnisse des großen Forschers ist. Der wer es nicht schafft, für sich und die seinen bei der Nahrungsverteilung genug zu ergattern, muss sehen, wie er überlebt und mit knurrendem Magen zurecht kommt. Geschenkt wird einem selten etwas, auch wenn uns viele immer wieder vorgaukeln wollen, dass dies der Fall sei. Aber achtet mir gut auf all die kleinen und großen Fallen, die dabei für uns aufgestellt sind.

Wer essen will, muss jagen, und bei der Jagd ist eine ganze Menge erlaubt. Aber man sollte dabei auch recht früh aufstehen und sich anstrengend, als einer der ersten an der Beute zu sein. Nicht dass am Ende wieder nicht für einen übrigbleibt, während die anderen sich seelig ihre fetten vollgefressenen Bäuche streicheln. "Survival of the fittest" heißt auch, aus Erfahrung zu lernen. Fehler machen sei uns allen gestattet, aber diese sollte man besser nicht immer wiederholen.

Wenn es also das nächste Mal Kuchen gibt, schnappt man sich am besten schnell einen Teller und geht gant dicht ran, um ein leckeres Stück zu ergattern. Wer erst noch überlegt, ob es der eigenen Figur nicht abträglich sein möge, ist am Ende selber schuld, wenn er sich mal wieder nur mit den Krümeln begnügen muss, die runtergefallen und übriggeblieben sind. Im Kampf um das beste Stück ist man nicht allein, und wenn man nicht selber zu den Abgehängten zählen möchte, sollte man sich anstrengend. Es ist keine Schande zu drängeln, die Rechtfertigung dafür sollte uns nun wirklich nicht schwer fallen. Und notfalls tut es auch eine Ausrede, und davon sollte man immer ein paar parat haben. Denn ab und zu muss man als Gewinner dann doch all die beruhigen, die zu kurz gekommen sind. Aber lieber in diesem Fall nach den richtigen und passenden Worten schnappen, als mit traurigem Blick und leerem Teller von dannen zu schleichen. Wir haben die Wahl, und wir entscheiden uns besser weise.

Zögert also nicht, wenn ihr das nächste Mal einen leckeren Kuchen wittern solltet. Nehmt schnell Witterung auf und nähert euch zügig eurer Beute und greift beherzt und behände zu, bevor es die anderen machen. Und falls ihr sogar mal als Erste vor dem Kuchen stehen sollte, stellt sich euch vielleicht sogar eine ganz andere Frage, für deren Beantwortung ihr lieber nicht zu lange brauchen solltet und auch mal alle Skrupel und alles Mitleid für einen Moment vergessen dürft.

Die einen werden sich nun vielleicht fragen, welches Stück sie sich denn nehmen dürfen. Aber für den, der es hier ganz richtig machen will, ist die eigentliche Frage nur:

Nehme ich nicht doch besser gleich den ganzen Kuchen?!