Das zu vergleichen fällt mir nicht leicht. Ich bin gedanklich nicht geordnet, allerdings werde ich das wohl auch nicht in nächster Zeit sein, darum versuche ich das jetzt trotzdem.
Bei dieser ganzen Ukraine-Situation drängt sich mir immer stärker auf einen Vergleich mit Ähnlichem zu suchen und darüber nachzudenken, wie ich damals darüber geurteilt habe. Mir geht es vor allem um die Moral, wie ich die USA Russland gegenüber stelle. Denn ich kann nicht das hegemoniale Gehabe, das mir auf die Nerven geht als Referenz verwenden, sondern was tatsächlich (soweit wir das wissen) passiert ist und was ich darüber denke, oder mir die Meinung bilde.
Syrien funktioniert da glaub ich ganz gut. Wir haben ein Land mit einem gescheiterten Putschversuch. Hier unterscheidet es sich, die Ukraine wurde 2014 erfolgreich geputscht. Trotzdem kann man viele Parallelen ziehen.
Nachtrag: Wäre Syrien erfolgreich geputscht worden, wären jetzt wahrscheinlich die Halsabschneider an der Macht, die bei uns demokratische Legitimation erhalten hätten.
*welcher Kriegsgrund
*IS-Kämpfer vs Azov, bzw. bewaffnete Zivilbevölkerung
*Meinungsbildung durch Medien in beiden Richtungen
Wenn ich mit dem Kriegsgrund anfange, haben die USA schon mal bei mir verspielt, denn sie wollten in Syrien was? Naja, sie sagten, dass sie den IS bekämpfen (für den sie ja selbst verantwortlich sind und diesen massiv unterstützt haben, deshalb haben sie nur selten welche getroffen) und den undemokratischen Machthaber Assad wegbringen, denn der stand einer (was war das noch?) Gaspipeline (oder so) im Weg. Verkauft haben sie es eben bei uns, als Stärkung der Demokratie in Syrien. Und Hardcore wurde es, als Assad vermeintlich die rote Linie überschritt, als er (nicht nachgewiesen und auch unlogisch) Chemiewaffen, gegen das eigene Volk einsetzte.
(oh, habt ihr schon gesehen, dass die NATO in der Zwischenzeit ihren Angriffskrieg gegen Jugoslawien versucht ins als alte Narrativ zu drehen?)
Im Vergleich nun Russland und die Informationen die soweit vorliegen. Eine Bekriegung durch die ukrainische Armee von ethnischen Russen im Donbass liegt tatsächlich nachweislich vor. Eine Bedrohung durch baldige Atomwaffen scheint real (durch Ankündigung) zu sein, sowohl Thematik Biolabore ist inzwischen auf jeden Fall durch die Plaudertasche Victoria Nuland bestätigt. Es scheint da auf jeden Fall einen Grund zu geben, den man als Verteidigung beschreiben könnte. Der Punkt ist, der Zweck heiligt nicht automatisch die Mittel. Es wird sich rausstellen, ob die massive Kriegsführung der Verteidigung des Landes (Russland) gerecht werden kann. Wenn man die USA vergleicht, fällt auf dass sie ausschließlich mit Kriegslügen in andere Länder "einmarschiert". (vielleicht kennt da jemand eine Ausnahme)
Dann lassen sich die Proxykrieger mit einbeziehen. Die IS-Kämpfer waren ja strenggenommen nicht mal so richtig die Feinde der USA, sondern eher Störfaktoren für die syrische Armee und Sympathisanten selbst. (wobei, abschließend lässt sich das im Gemenge glaub ich, gar nicht mehr feststellen) Es lässt sich aber festhalten, dass der Westen viel Geld für den IS und ähnlichen Gruppierungen ausgegeben hat, um die Assad-Regierung zu stürzen. Hier gibt es auch irgendwie einen Unterschied. Die USA haben Syrien nicht so offiziell angegriffen, wie Russland jetzt die Ukraine, sondern behauptet, sie würden gegen den IS kämpfen. Allerdings haben beide behauptet für Friede, Demokratie und Pustekuchen zu sein, bei ihren Aktionen. Die Russen nennen es "Entnazifizierung".
Hier gibt es aber erkennbar einen Unterschied. Die ganzen Assadgegner waren ja strenggenommen Freunde der USA und die waren nicht unbedingt Freunde der Demokratie (auch wenn sie manchmal solche Namen hatten). Dann war Assad noch ein Diktator dessen Land ein Wahlsystem hat, dass der demokratischen USA ähnlich ist. Im Gegensatz sind die Nazi- und naziähnlichen Strukturen in der Ukraine tatsächlich Feinde der Russen, und ich vermute mal auch vieler Ukrainer selbst. Da stellt sich doch die Frage, Syrien ist nicht Kuba, was hatten die USA soweit weg dort verloren? (naja, es ist bekannt). Aber um den Vergleich mal aufzuzeigen.
Zum Schluss noch zu den Medien, denn das ist ebenfalls ein sehr trauriges Beispiel. Ich meine, es ist bekannt dass wir Russland gegenüber eine nicht zu leugnende Feindhaltung haben (Friedman). Und strenggenommen haben die Russen mit diesem Krieg in der Ukraine einen so starken Vertrauensbruch begangen, dass sich die Geschichten darüber von selbst schreiben müssten. Gerade am Anfang war erkennbar, dass das Ziel des Militärs NICHT Zivilisten waren. In der Zwischenzeit sehe ich Quellen wie Thomas Röper wesentlich authentischer (was er sowieso immer war) als unsere Presse. Alleine schon die Geschichte von Zivilisten die nicht fliehen können, oder auf der Flucht erschossen werden, kennen wir aus Syrien, wo sie [auch] als menschliche Schutzschilde von unseren Freunden [Azov, bzw. IS] missbraucht wurden.
Trotz meiner Wertung, darf man nicht vergessen, dass die Russen selbst sich diesen Krieg auch noch schönschreib- und reden wollen. Es sterben Menschen, auf beiden Seiten. Und egal, ob Freund oder Feind, es ist ein Debakel im großen Ausmaß. Gerade in diesem Zusammenhang möchte ich nochmals erwähnen, dass ich es fatal falsch finde Waffen an die Ukraine zu liefern und die ungeschulte Zivilbevölkerung zu bewaffnen. Das erzeugt zwangsweise mehr Tote und Verletzte. Das wird bei uns als Hilfe verkauft, es ist aber ein Verbrechen, denn es schützt die Bevölkerung kaum und die Ziele sind (soweit erkennbar) nicht Zivilisten, sondern primär militärische Anlagen.
Ich sage, das passiert mit voller Absicht.
Frieden für alle Völker!