Wie ich zu meinem ersten Bitcoin gekommen bin.
Nachdem ich in meinem Freundeskreis des Öfteren gefragt werde, wie ich denn zu diesem komischen Krypto Geld namens Bitcoins gekommen bin, denke ich mal, ist das hier auch eine Story wert.
Also von Anfang an.
Ich bin in meiner eigenen Firma quasi auch der IT-Beauftragte. Also das ganze Netzwerk mit Hardware und Co, ging immer durch meine Hände. Natürlich auch die Anti-Virensoftware, die man immer am Laufen haben sollte.
Es war der 18. Februar 2016, als mich meine Empfangsmitarbeiterin im Büro anrief, um mir zu erzählen, dass ihre Word Dateien auf ihrem Rechner seltsame Namensänderungen vornehmen. Und man könne dabei zusehen.
Mein erster Gedanke: „Strange“.
Also sagte ich am Telefon: „Bitte den PC nicht ausschalten und das Netzwerkkabel ziehen.“
Ok, die Erklärung Netzwerkkabel hätte ich mir sparen können. Also gleich auf, ein Gebäude weiter und das mal live ansehen.
Erste Aktion dort: Netzwerkkabel ziehen. Und dann den PC ansehen.
Tatsächlich. Die Dateien benannten sich in Sekundenschnelle um in eine Kryptische Zahl. Eine nach dem anderen. Ab zum Server und Kabel ziehen. Keine 10 Minuten später dieselbe Info vom nächsten Büro.
Nach ner halben Stunde kam raus, dass ein Mitarbeiter eine E-Mail von „sich selbst“ geöffnet hat, und nichts passiert ist. Da haben wir schon den Patienten 0.
So und jetzt kam es Dicke. Die 4 PCs, die ihre Daten verschlüsselt hatten, meldeten sich plötzlich mit der Aufforderung 4 Bitcoins zu zahlen, um die Daten wieder zu entschlüsseln.
Mich hatte die Ransomware Locky erwischt, die damals in Krankenhäusern, Öffentlichen Einrichtungen und großen Firmen für Aufsehen gesorgt hatte.
Und jetzt wollen die von mir Bitcoins haben.
Die Information war auf einem schwarzen Hintergrund und verwies auf das Tornetzwerk. Dort sollte ich diese Bitcoins an eine Adresse mit einer langen Kombination aus Zahlen und Buchstaben schicken.
Ich hatte von Bitcoins schon gehört, aber keinen blassen Schimmer was diese Kosten, wo man diese besorgen kann und schon gar nicht was ich mit dieser Zahlenkombination anfangen soll.
Es war auch noch die Zeit, als schwindlige Webseiten wild und bunt blinkten, und man schon beim Anschauen merkte, wie man sich die Viren von der Seite runterlädt. Ständig poppten überall Popups auf und man wusste nicht, ob man die mit dem X an der rechten oberen Seite schließt oder damit einen Mechanismus in Gang setzt, der den PC in Rauch aufgehen lässt.
Und genau auf solche Seiten führt mich mein Weg.
Ich weiß nicht mehr genau wie diese Börsen hießen, ich glaube aber Kraken war eine davon. Für mich hörte sich der Name alles andere als vertrauenswürdig an. Und um sich da anzumelden musste ich auch noch meinen Ausweis dumm neben mein Gesicht halten, nicht lachen und dann dort hinschicken. Und das alles im Tor-Netzwerk, von dem man ja eh nur schlechtes hört. Alter Verwalter. In was bin ich da reingeraten.
Also habe ich erstmal die Kripo angerufen.
Viel Hilfe habe ich aber dort nicht bekommen. Eigentlich gar keine. Nur die Aussage, man kann die Täter eh nicht finden, zahlen solle ich aber wenn möglich nicht.
Tja, was mache ich nun. Sämtliche Rechnungen, Verträge und auch Kundenlisten waren nicht mehr zu öffnen. Ich konnte zwar die Rechner neu installieren, aber eben nicht mit den Daten füttern, die sie eigentlich bräuchten.
Also auf ins Internet, Foren wälzen und alles lernen, was man in kurzer Zeit so über das Thema Bitcoin lernen kann.
Tatsächlich habe ich es nach 2 Wochen geschafft, mir 4 Bitcoins im Wert von damals 1600 Dollar zu beschaffen und diese lagen nun auf meinem Börsenkonto.
In diesen 2 Wochen haben wir es aber auch geschafft, ca. 80% unserer Daten durch unser immer noch vorhandenes Dokumentenlager in Papierform, wieder herzustellen. Ein Glück das meine älteren Mitarbeiter, im Gegensatz zu meinen Vorgaben, alles ausgedruckt und abgelegt hatten.
So und dann war ich einfach nicht mehr willig diese 4 Bitcoins an die besagte Bitcoin Adresse zu überweisen.
Ich war aber angefixt von dem Thema. Ich hatte als Börse damals Bitcoin.de ausgewählt und die Preissprünge faszinierten mich. Kaufen, verkaufe, kaufen, verkaufen. Und jedes Mal ein paar Cent Gewinn. Der Bitcoin hing bei 400 Dollar oder Euro und war ab und zu drüber und danach wieder drunter.
Durch das Forum coinforum.de welches mit Bitcoin.de verknüpft ist, bekam ich dann auch immer mehr Hintergrundwissen.
Das brachte mich dazu, in meiner Firma auch Bitcoins als Zahlungsmittel zu akzeptieren.
Ein Restaurant, in dem man statt mit seiner Kreditkarte mit BTC zahlen kann.
Das war dann glaub ich im Sommer 2016.
Die 4 Bitcoins von damals habe ich übrigens immer noch. Also unter anderem.
Mein Restaurant habe ich in diversen Foren als Akzeptanzstelle listen lassen, was mich zu ein paar Interviews gebraucht hat.
Unter anderem Im Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/zockergeld-und-zahlungsmittel-bitcoins-im-realen-leben/19932084.html
Gezahlt haben nicht wirklich viele damit. Ich glaube insgesamt 7-mal und 2 davon Wiederholungstäter. Steuerlich musste ich die BTC sofort der Firma abkaufen, da damals noch weniger wie heute eine Richtlinie für richtiges Verhalten mit Kryptowährungen bestand. Also habe ich die behandelt wie Devisen.
Die Geschichte ist zum Glück ja noch nicht zu Ende. Mit ETH, Hive und Co wird sie wohl noch etwas weiter gehen.
Letztendlich ist die Ransomware Locky schuld, dass ich mein Invest von damals 1600 Dollar vervielfacht habe und immer noch ein Fan dieser Krypto Geschichte bin.
Danke Locky!!
Aber R.I.P. und komm bitte nicht nochmal.
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