Hallo Freunde,
es waren drei sehr interessante Tage bei der Familie meiner Freundin und bis auf einen heftigen Sonnenbrand ausschließlich auf meinem linken Knie habe ich den Dschungel gut überstanden.
Ich schreibe "neue Familie" in Anführungsstrichen, weil es natürlich noch lange nicht so weit ist nach europäischen Maßstäben. Aber diese Maßstäbe interessieren dort niemanden, wie ich feststellen musste.
Dabei fing es gar nicht so gut an. Morgens um 5 Uhr aufstehen, nur um die Fähre zu erwischen und dann noch zwei Stunden auf der Fähre warten, bis sie endlich so überfüllt ist, dass sich das Schmiergeld für die Küstenwache auch lohnt.
Ich bin dann, wie viele andere auch, auf das Dach der Fähre geklettert und habe dort die Wartezeit und die Überfahrt verbracht; das war viel bequemer als unter Deck zusammengepfercht zu sein.
Mit der Auslegerfähre über den Pazifik, naja, nur ein paar dutzend Kilometer
Auf Mindoro angekommen ging es dann weiter zum Bus, der aber wegen fehlender Lizenzen und wahrscheinlich zu wenig Bestechungsgeldern aus dem Verkehr gezogen wurde und wir auf den nächsten warten mussten, der dementsprechend voll war. Die 90 Minuten Fahrt verbrachten wir auf der heißen Motorhaube neben dem Fahrer und da ich nicht wusste, wie lange die Tour dauern würde, waren es sehr lange 90 Minuten.
für Filipinos gebaut
Irgendwann wurden wir dann endlich an der richtigen Stelle ausgeladen und fuhren die letzten Kilometer mit dem Tricycle weiter, bis wir an einem Reisfeld mit angrenzendem Wald aus Bananenstauden und Kokospalmen anhielten. Noch 50 Meter und wir waren da, beim Haus von @reccandra's Familie.
Reccandra hatte mich gewarnt, dass ihre Familie arm ist, aber ehrlich gesagt, so schlimm ist es nicht und wenn man wie ich nur zu Besuch ist, sowieso nicht.
Ich sehe das ein bisschen anders. Wenn in dieser Familie mit 4 Kindern die älteste Schwester das Gymnasium abgeschlossen hat, die jüngste Schwester dieses Jahr das College abschließt und der jüngste Bruder demnächst aufs College geht, dann ist das nicht nur erstaunlich, sondern auch eine tolle Leistung der Eltern, der ganzen Familie. Dass trotz College nicht jeder Lebensweg geradlinig verläuft, ist auch ganz normal.
Wie auch immer. Es gibt Strom, fließendes Wasser, man bleibt trocken, wenn es regnet, und man wird nass, wenn die Sonne scheint.
Internet gibt es natürlich auch, aber da ich mein Handy ein paar Tage zum Schnorcheln mitgenommen habe und es Wasser gezogen hat, hat es mir auch nicht viel genutzt. Und Zeit dafür oder gar zum Arbeiten hätte ich sowieso nicht gehabt.
In den heißen Nachmittagsstunden macht man so wenig wie möglich und abends ab 17 Uhr war Familientreffen.
Da Englisch auf Mindoro keine Pflichtsprache ist, war die Verständigung am Anfang etwas holprig, aber das hat sich gelegt. Es sind freundliche, ehrliche Menschen und ich hoffe, dass ich den gleichen Eindruck hinterlassen habe.
Als Kulturfremder habe ich mich gleich zu Beginn unfreiwillig, aber fast unentschuldbar, zu erkennen gegeben.
Hier ist es üblich, dass das Familienoberhaupt die Familie segnet. Dazu legt man den Handrücken des Familienoberhauptes an die eigene Stirn, so soll sich der Segen übertragen. So etwas Ähnliches kenne ich zwar aus Thailand, aber darauf war ich hier überhaupt nicht vorbereitet.
Ich weiß nicht, was @Recandra's Vater gedacht hat, als ich ihm stattdessen die Hand geschüttelt habe. Sein Gesicht hat jedenfalls Bände gesprochen.