Eine Geschichte die das Leben schrieb
Also mir braucht keiner irgendetwas von Karma zu erzählen. Von wegen gute Taten zahlen sich aus und schlechte Taten wird das Leben irgendwann bestrafen. Diesen Unfug dürft ihr gerne für euch behalten.
Falls ihr es noch nicht bemerkt habt, die meisten Diktatoren durften bis zu ihrem ruhigen Ende Gewaltherrscher spielen und wurden dafür sogar noch bejubelt und hofiert. Über schlechtes Karma konnten die früher schon nur lachen, und sie tun es auch heute noch.
Und das auch gute Taten nicht zwangsweise belohnt werden und Pluspunkte nach sich ziehen, sollte wohl langsam auch der letzte Fantast bemerkt haben. Manchmal werden sie sogar bestraft, und uns erwartet ein weiterer Höhepunkt unter all den Verarschungen die das Leben so für uns übrig hat. Davon gibt es ja zum Glück nicht wenige.
Ich kann euch ja mal ein klasse Beispiel geben und eine kleine Anekdote preisgeben. Das bei uns herrschende Winterwetter hat mich auf meinen täglichen Fahrten jetzt öfters daran erinnert.
Es ist schon einige Jahre her aber es war auch im Winter nach einem heftigen Schneefall als ich am späten Abend auf dem Weg nach Hause war. Bei guten Straßenverhältnissen hätte ich so ungefähr ne Stunde zu fahren gehabt. Aber wie gesagt, es hatte ordentlich geschneit.
Was gibt es schon Aufregendes als gegen 23 Uhr auf der Landstraße in einen Stau zu geraten, ohne die leiseste Ahnung wann und ob es überhaupt weitergehen wird. Aber im Auto was es ja warm, also wartete ich was denn noch so kommen wird. Und es kam noch viel besser.
Die Gegenspur war bis dahin noch frei gewesen aber wie es der Zufall so will, ist dann genau auf meiner Höhe ein LKW im Schnee stecken geblieben, was natürlich diese Richtung dann auch blockiert hat. Irgendwie ist dann doch ein Fahrzeug unserer uniformierten Helden eingetroffen, die sich dann irgendwann ganz verzagt daran versucht haben, den LKW voranzuschieben.
Dämlich wie ich bin habe ich doch gedacht, dass man den Kollegen ja auch helfen könnte. Wenn viele kräftige Hände mit anpacken, sollte das doch zu schaffen sein. Um uns herum saßen ja genug potenzielle Helfer in den Autos fest, die doch alle gerne so schnell wie möglich hier weg wollten. Also Motor aus und raus aus dem Wagen und zur Verblüffung der japanischen Beamten hat der Typ mit der hohen Nase ohne lange zu Zögern sich mit ans Schieben gemacht. Ich dachte ja auch meinem guten Beispiel wird sofort in überwältigender Anzahl gefolgt werden.
Und da standen und schoben wir dann so zu dritt, denn mehr wurden wir auch nicht. Es hat sich auch wirklich keine andere Sau dazu bequemt bei diesem Schlamassel mal mit anzupacken, alle hatten nichts anderes zu tun und uns hier wie im Safaripark bequem aus ihren Fahrzeugen zu begaffen und bestaunen.
Es ist uns dann auch tatsächlich gelungen, den LKW wieder flott zu kriegen und dieser ist dann natürlich auch ziemlich eilig weiter. Kann ich auch gut verstehen, wenn man jetzt erst einmal fährt sollte man auch nicht so schnell wieder anhalten.
Nach ein paar warmen Worten der Kollegen in Blau bin ich dann schnell wieder in mein Auto, denn es wurde ja auch langsam kalt. Aber noch kälter erwischt wurde ich, als auch nach wiederholten Versuchen sich einfach kein Leben in meinem Motor zeigen wollte. Der Anlasser hat ein bisschen gestottert und gehustet und dann war auch schon die Batterie tot.
Naja, blöde Sache habe ich mir dann gedacht, aber zum Glück waren ja meine Freunde und Helfer bereits vor Ort. Aber damit lag ich total daneben, helfen konnten mir die beiden Helden überhaupt nicht und die Freundlichkeit wich ganz schnell einer völligen Hilflosigkeit.
Wer jetzt gedacht hätte, dass die Kollegen vielleicht ein Starthilfekabel im Winter dabei hätten, hat wieder falsch getippt. Die Jungs waren auf einmal total überfordert, wie sie denn den Ausländer hier so schnell wie möglich wieder los werden. Zuerst wurde mir doch tatsächlich empfohlen meine Bekannten anzurufen, ob diese mir nicht helfen könnten. Um Mitternacht natürlich eine glänzende Idee, die schnell im Sande, ober besser im Schnee, verlaufen ist.
Dann hat sich endlich einer der Beiden bequemt einen Pannendienst anzurufen, dass japanische Wort dafür ( Lekka ) werde ich meines Lebtags nicht mehr vergessen. Aber die nächste Überraschung wartete schon ganz ungeduldig.
Als die Jungs am Telefon mitbekamen, dass ich nicht von „hier“ war, war von der angeblichen japanischen Hilfsbereitschaft auch hier nichts mehr zu spüren. Angeblich hatte man „schlechte Erfahrungen mit Leuten wie mir", und deshalb wolle man eigentlich nicht unbedingt hier raus kommen. Aber so einfach lasse ich mich dann doch nicht abwimmeln und der Polizist, der das Gespräch für mich führte, fragte mich dann schließlich, ob ich denn Bargeld dabei hätte. Bei Sofortzahlung würden sich die Leute von Pannendienst dann doch überreden lassen jemanden zu mir zu schicken.
Zum Glück hatte ich wenigstens genug Yen in der Tasche so dass circa eine Stunde später Hilfe vorbei schauen sollte.
In den Stau um mich herum war in der Zwischenzeit auch Bewegung gekommen und die Fahrzeuge machten sich einer nach dem anderen aus dem Staub und verschwanden in der Nacht. Die beiden uniformierten Kollegen hätten am liebsten das Gleiche gemacht und mich, der ihnen noch vor Kurzem unter die Arme gegriffen hatte, am liebsten hier in der Schneewüste mir selber überlassen. Aber jetzt mussten sie hier Wohl oder Übel mit mir warten, die beiden Helden in ihrem warmen Heldenmobil und ich in meiner kalten Kiste die keinen Mucks mehr von sich geben wollte.
Als dann nach einer gefühlten Ewigkeit der Junge vom Pannendienst endlich kam, dauerte es nur wenige Sekunden bis er meinen Motor wieder zum Jaulen brachte, und ich circa 100 Euro ärmer war. Den guten Rat am besten ohne Anzuhalten nach Hause zu fahren, hätte ich auch ohne Erwähnung befolgt, auf eine zweite Folge dieses Abenteuers hatte ich dann wirklich keine Lust.
Und nach einer dann doch eher kühlen Verabschiedung von allen Beteiligten habe ich es dann auch wirklich ohne weitere Probleme zurück geschafft, mehrere Stunden später als geplant.
Aber als ich dann da so in der Nacht in meinem kalten Auto saß und all die Fahrzeuge um mich herum immer weniger wurden, konnte mir ganz genau überlegen, wo denn mein Fehler lag. Die Analyse fiel mir nicht schwer. Wäre ich nicht aus dem Auto gestiegen und hätte den Motor ausgemacht, wäre das alles ja nicht passiert. Und das habe ich ja auch nur gemacht, weil ich in meiner Unbedarftheit einfach nur helfen wollte. Also war die Sache glasklar und ich habe mir diese Lektion genau gemerkt.
NICHT HELFEN!
Ja so ist das wohl, wer Mitleid zeigt wird doch nur bestraft und ausgenutzt. Das Leben hat mich hier einfach mal richtig verarscht und gezeigt, dass es scheinbar doch besser ist, die anderen alle Arbeit machen zu lassen.
Von wegen Karma und so, Mitgefühl ist nichts für Gewinner. Richtige Sieger zeigen nicht solche Schwächen und umschiffen diese Fallen des Lebens ganz geschickt. Ellenbogen und Egoismus scheinen wohl doch die bessere Rezeptur zu sein, um schneller und sicherer auf dem Gipfel des Erfolges anzukommen. Karma ist doch nur noch was für Heulsusen und Memmen !
Ganz nach dem Motto: Nur die Harten kommen in den Garten.
Wir reden immer schnell von schlechtem und gutem Karma.
Das hat aber wenig zu tun mit dem, was eigentlich mit Karma gemeint ist.
(Schaue dir mal den Begriff Karma in Wikipedia an.)
Ich kenne solche Situationen auch und man ärgert sich über sich selbst, weil man wieder einmal so blöd war zu helfen....
Aber weißt du was? Du bist dir treu geblieben.
Du warst nicht so scheiße wie die Anderen.
Und wer weiß das schon? Vielleicht gibt es doch irgendwann die Quittung...
irgendwo, irgendwann....vielleicht erst im nächsten Leben...wer weiß das schon?
Ich wäre auf jeden Fall sehr dankbar, wenn ich so einem Menschen wie dir in einer hilfsbedürftigen Lage begegnen würde!
Lieben Gruß
Elli
Danke für das nette und motivierende Feedback. Und keine Sorge, ich werde auch beim nächsten Mal wieder aussteigen und mit anpacken, einfach weil ich so bin. Aber das Ganze ist nun einmal eine gute Story, die ab und zu mal erzählt werden muss. Gerade im Winter :)
Ich wünsche dir noch einen angenehmen Sonntagabend und eine tolle neue Woche.
Beste Grüße aus dem fernen Osten!!
MAX